Ich bin weder Virologe noch Epidemiologe, aus diesem Grund wird man hier auch keine Bewertung wiederfinden zu diesen Themen, sonder nur Beispiele und Zitate, die die Komplexität verdeutliche sollen. Mit was ich mich seit Jahren beschäftige ist die Modellierung von Komplexen-Systemen (hauptsächlich Technische im Bereich des Autonomen Fahrens) und Risikobewertung/Statistiken/Wissenschaftliches Arbeiten und Argumentieren.

Wissenschaftliches Arbeiten und Kommunikation

Ein Problem ist das häufig bei Hypothesen (die Wichtig sind) nicht dazu gesagt wird das es Hypothesen sind (im speziellen wenn sie in Medien Veröffentlich werden da es hier notwendig ist Dinge auf ein gewisses Maß zu abstrahieren, leider aber auch mit dem Effekt das Informationen/Kontext verloren geht), die zwar teilweise durch Fakten gestützt sind aber häufig nicht oder noch nicht beweisbar sind. Ich schreibe seit geraumer Zeit an meiner Doktorarbeit, einer der ersten Dinge die man lernt ist Argumentation/Beweisketten aufzubauen, die geschieht durch klassisches wissenschaftliches Vorgehen, eine Hypothese/Model wird aufgestellt, nun Versuche ich es entweder zu Beweisen oder zu Widerlegen (So Arbeiten auch alle anderen Wissenschaftsbetriebe, inklusive das RKI). Kann ich es Beweisen ist es einfach, kann ich es nur nicht widerlegen wird es schon spannender…
Häufig stellt sich dann hier die Frage ob mein Model alle Beeinflussenden Faktoren berücksichtigt und ob es für Spezialfälle gilt (d.h. es gilt nur für bestimmte Randbedingungen). Beim Corona Virus können dies z.B. Auch Genetische Dispositionen sein (Männer scheinen häufiger betroffen als Frauen, etc.), leider sind die Faktoren nicht immer offensichtlich. Es werden Informationen gesammelt auch diversesten Quellen und sehr unterschiedlichen Qualitäten (Bei Corona sind das Themen wie Testdichte/Inzidenz, werden Tests nur bei Menschen mit Symptomen durchgeführt, werden alle Verstorbenen auf den Virus untersucht, etc.). D.h. auch das Verstehen der Datenquellen ist einer der Erfolgs/Qualitätsfaktoren.

Zur Begriffsklärung SARS COV-2 ist der Virus, COVID-19 die (Lungen)-Erkrankung. Siehe auch https://www.who.int/emergencies/diseases/novel-coronavirus-2019/technical-guidance/naming-the-coronavirus-disease-(covid-2019)-and-the-virus-that-causes-it

Was Epidemiologen/Virologen können ist mit statistischen Daten umgehen und diese auch in Ihrer Qualität zu Bewerten, dies ist auch das Problem das sie haben, sie haben viele Daten die sehr unterschiedlich erhoben werden. Sie wissen also das Aussagen eine gewisse Unschärfe haben die auf diesen Daten beruhen. Das heißt das Bilden von Hypothesen und Modellen ist deutlich schwieriger und Fehleranfälliger. Aber es heißt nicht das sie gänzlich Falsch sind sonder das sie mit Unsicherheiten belegt sind, als auch notwendig sind um ein Anfangspunkt zu haben.

Ich glaube was wichtig zu verstehen ist das es bei Corona immer noch sehr viel Dinge gibt die Virologen/Wissenschaftler nicht wissen und das auch akzeptieren, es ist der beste Stand der Verfügbar ist. Sie müssen aufgrund von gewissen Annahmen/Statistischen Daten Schlüsse ziehen die durchaus auch mal falsch sein können. Ich beschäftige mich seit Jahren im Bereich Risikobewertungen mit Annahmen und Bewertungen/Statistiken/Prediktionsalgorithmen (so funktioniert Wissenschaft nun mal, es gibt selten eine Absolute Wahrheit von Anfang an, sondern eine Hypothese die Aufgestellt und Bewiesen oder Widerlegt werden). Gerade bei komplexen Systemen ist es schwierig eine Model-Bildung zu betreiben die von Anfang an die Realität widerspiegelt, die einzige Möglichkeit ein Model besser zu machen sind die Annahmen zu bestätigen oder zu falsifizieren und das benötigt Zeit und noch wichtiger Daten. Ich habe mich während meines Studiums intensiver auch mit Bioinformatik beschäftigt, und was man sehr schnell lernt sind das die Vorhersage von allen Effekten eine Eingriffs wie eine Virus in einen Wirtssystem wie einen Menschen sehr schwer vorhersagen lässt weil die Komplexität extrem hoch ist.

Nehmen wir das Beispiel Nachweis des Covid-19 verursachenden SARS COV-2 Virus durch einen PCR Test. Als Wissenschaftler interessiert „mich“ die Anzahl der Menschen die den Virus in sich tragen, wieviele Infiziert waren, wieviel Tote es pro 1Mio Menschen gibt. Diese Sichtweise gilt nun aus der Epidemiologischen Brille:

Eine Prinzipielle Frage ist wieviel False Positives/Negatives hat mein Test. D.h. wieviel übersehe ich und wie viele werden fälschlicherweise als infiziert erkannt. Dazu muss ich mir diverse Fragen stellen (Garantiert nicht Vollständig und dient nur als Beispiel wie komplex alleine die Bewertung allein des Tests ist, die WHO hat davon sehr viele zwischenzeitlich Zugelassen. Die Folgenden Fragen haben die Wissenschaftler des RKI etc. mit Sicherheit auch für sich beantwortet und vermutlich noch deutlich mehr.):

Wo finde ich die Viren? Am Anfang im Hals, später in der Lunge. Im Hals fällt der Nachweis relativ leicht mit einem Abstrich, im späteren Krankheitsverlauf ist der Virus nicht mehr im Hals nachweisbar, d.h. Bei gerade Fortgeschrittenem Stadium scheint es besser zu sein ein CT der Lunge zu mache da Covid-19 Patienten hier eine sichtbare Veränderung haben, oder Analyse des Stuhls/Sputum etc.

Wer wird getestet? Die Anzahl der Tests/Auswertekapazitäten sind beschränkt. Um Ausbreitung und Behandlung zu Vereinfachen liegt es nahe die Tests nur auf Patienten mit ersten Symptomen anzuwenden. Aus Epidemiologischer Sicht macht es aber die Arbeit aber schwer. Es zeichnet sich nach ersten repräsentativen Stichproben ab das die Anzahl der symptomlosen Infizierten sehr hoch ist (3-85x man sieht hier auch wie weit die Spreizung/Unsicherheit ist). D.h. für den Fall das ich die Prävalenz (das Vorkommen des Virus in der Bevölkerung) bestimmen will, als auch eine realistische Reproduktionsrate Daten aus eine Breiten Verdachtsunabhängigen Studie brauche. Hinzu kommt noch, da ich weiß das der Virus nur am Anfang im Rachenraum nachgewiesen werden kann, bei manchen Symptomlos verläuft und wieder genesen sind, kann eigentlich nur eine Untersuchung auf Antikörper, die ermöglichen auch eine abgeheilte Infektion aufgrund der Immunreaktion festzustellen.

Wie spezifisch ist mein Test? Auf welche anderen Viren reagiert mein PCR Test noch. Beim PCR Test wird ein/mehrere Stücke RNA vervielfältigt und darauf getestet. D.h ich sollte wissen wo dieses Stückchen RNA sonst noch vorkommt, das ist in diesem Fall scheinbar bei SARS Variante aus dem Jahr 2012 der Fall, als auch bei diversen Corona Viren die bei Tieren vorkommen. Hierzu wird dann mit anderen Test z.B. Untersucht ob diese Erreger in einer Kontrollgruppe (diese ist spezifisch für eine Region und andere Faktoren) vorkommt oder nicht und somit beim SARS COV-2 PCR ein false positive auslösen würde. Das Problem ist auch hier, man kann dies nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sagen. Dies ist kein Ausschlusskriterium für ein Test, man muss es aber bei der Statistischen Betrachtung einbeziehen.

Spezifität der verwendeten PCR Tests:

https://correctiv.org/faktencheck/medizin-und-gesundheit/2020/04/07/coronavirus-nein-aktuelle-pcr-tests-haben-keine-fehlerquote-von-30-bis-50-prozent

Mehr Informationen zum Thema Tests (RKI) https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Vorl_Testung_nCoV.html

Alleine diese Beispiele zeigen wie Komplex die Bewertung ist, warum weder ein einzelne Wissenschaftlermeinung Maßgeblich ist, sondern am Ende Wissenschaftlicher Konsens, der durch Forschungsgruppen mit mehreren hundert Jahren Berufserfahrung gebildet wird bei dem jeder Wissenschaftler seinen Teil beiträgt. Am Ende ist es ähnlich wie bei der Klimakrise, wir bezahlen mit unseren Steuergeldern (ja es gibt auch Drittmittelforschung, die hat sich aber nicht vollständig gegen die Menschheit verschworen…) Forschung und Forschungseinrichtungen, damit auch fundierte Wissenschaftliche Ergebnisse die Entscheidungsfindung der Politik unterstützt (direkt durch den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages, als auch durch Grundlagenforschung in den Universitäten). Da das Leben kein Wunschkonzert ist müssen wir uns auch damit Abfinden das die Wissenschaft auch Erkenntnisse zu Tage fördert die uns nicht passen. D.h. Nicht das man allem blind folgen sollte, aber man sollte sich aber auch klar machen das Dinge häufig nicht mehr so trivial sind das sie von einer Person vollständig überblickt werden kann. D.h. Auch gerade Themen die in diversen Dimensionen eine Komplexität haben (sowohl Zeitlich als auch Inhaltlich) ein gewisses Vertrauen in den Wissenschafltichen Betrieb und daraus folgenden Konsens entgegenbringen, als auch der Fähigkeit der Wissenschaft sich zu korrigieren. Wenn es uns passt nehmen wir Erkenntnisse der Wissenschaft gerne an (Keiner wird die Allgemeine und Spezielle Relativitätstheorie in Frage stellen, nur weil gerade mal sein GPS Empfänger ne Macke hat) , sobald aber under Lebensstil hinterfragt wird, es ein Eingriff in die Komfortzone gibt, werden Menschen ohne Vorbildung zu Epidemiologen, Virologen, Klimaforschern, Physikern etc…

Zum Thema Komplexität und Entscheidungen

Jeden Tag kommen Erkenntnisse hinzu, jeden Tag werden Hypothesen Bestätigt oder Widerlegt. Das heißt aber auch das Wissenschaftler von Tag zu Tag besser verstehen was für einen Einfluss das Corona Virus auf den menschlichen Körper hat, wie Gefährlich er wirklich ist, was für Genetische Dispositionen einen positiven/negativen Einfluss haben auf den Krankheitsverlauf etc. Das Problem ist wir brauchen hier Geduld und Zeit die wir nicht haben, das wir uns auf Dauer kein Einfrieren des Wirtschaftsleben und Gesellschaftsleben leisten können, so sind alle Maßnahmen aber auch Lockerungen ein Kompromiss aus Wissen/Risikoabschätzung und Menschlichen Aspekten. Deswegen dürfen solche Abwägungen nicht nur von Virologen oder VWLern getroffen werden sonder es ist in einem demokratischen Staat die Aufgabe der Exekutive/Regierung auf der Basis Wissenschaftlicher Erkenntnisse diese Entscheidungen zu treffen. Da es zum aktuellen Zeitpunkt kein Richtig und Falsch gibt, sondern nur ein Abwägen von Risiken beneide ich die Politiker nicht darum, sie müssen aufgrund eine Unvollständigen Informationslage Abwägungen treffen die auf der einen Seite den Tot vieler bedeuten können aber auch die Stabilität der Wirtschaft als auch von Staaten beeinflussen können. Wir sollten und hier vielleicht mit Be/Verurteilung mit Halbwissen zurücknehmen und Wissenschaftler und Politikern Ihren Job machen lassen, dazu gehört auch der Diskurs und Diskussion, aber bitte auf der Basis von Wissenschaftlichen (Best Practice des Wissenschaftlichen Arbeitens) und Gesellschaftlichen(Ethik)/Staatlichen (Gesetze und Regelungen) Spielregelen.

marcus

Name: Marcus von Wilamowitz-Moellendorff Birth Year: 1981 Material Status: Married Hobbies: Blogging, Technology, Photography Education Industrial Electronic Technician Dipl. Inf. (FH) MSc (Practical Computer Science) MBA (Focus on Engineering Management) Focus of Work: Be a good example as elected team lead from/for my team Agile Development processes for safety relevant EE Systems (ISO 26262) EE System Development Tool Development Working Groups: VDV IP-KOM-ÖV WG for EN13149 7-9 ITxPT Professions: Autonomous Vehicle EE Architecture related (somehow the same or similar Project) Since 01/2018 Head of R&D/CTO @ HFM (Technical Focus on EE Architectur and Software for Self Driving Mobility Vehicles) 07/2017-01/2018 EE System Architect @ IBEO 07/2016-07/2017 Head off EE for Olli Project/Local Motors, technical lead in Germany Vehicle EE Architecture and Software Development 10/2011-07/2016 EE System Architect Lead CV and Product Manager 01/2003-10/2011 Hard and Software Developer @ Epislon Focus on Consulting/Vehicle Integration
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