Sind wir als Gesellschaft schon so verroht, dass wir lachende Smileys unter  Artikeln akzeptieren die COVID-19 und Ihre Opfer behandeln (https://projekte.sueddeutsche.de/artikel/wissen/coronavirus-uebersterblichkeit-e350658)  und es nicht zu einem Aufschrei kommt….

Am Beispiel COVID-19 um es mal ungeschönt auszudrücken: Ich könnte Kotzen, wenn ich die Kommentare von den ganzen Hobbyvirologen und Besserwissern lese. Nur weil man keine Opfer in der Verwandtschaft oder Bekanntenkreis hat, heißt das nicht, dass die Zahlen aus Italien falsch sind oder manipuliert. Erklärt den Familien, dass ihre Väter, Mütter, Oma, Opa oder Freunde an einer weltweiten Verschwörung gestorben sind und nicht an einem Virus, dass ihr auch gewillt seit weiter Menschenleben zu riskieren, weil ihr einfach keine Rücksicht auf schwächere (wobei das bei Covid-19 relativ ist) nehmen wollt, nur weil euch Covid-19 grade nicht reinpasst. Mir passt es auch nicht, ich kann es akzeptieren, dass ich aus Rücksicht auf andere, meine Familie und mich, mich in gewissen Dingen einschränke. Ich erzähle keinem Virologen/Epidemiologen, wie er seinen Job zu machen hat, genauso wie mir kein Virologe erzählt wie komplexe Steuergeräte für automatisiertes Fahren gebaut wird. Unsere Gesellschaft funktioniert nur, weil es diese Arbeitsteilung gibt und nicht jeder Experte in Allem sein muss und auch nicht sein kann. Das heißt nicht, dass man nicht kritisch sein sollte, aber man sollte auch begreifen, dass gewisse Dinge u.U. komplexer sind als sie im ersten Moment scheinen. Ich habe einen akademischen Hintergrund in Mathematik/Statistik/Modellbildung und Bioinformatik, und selbst damit fühle ich mich nicht in der Lage Aussagen zu treffen. Menschen die noch nicht mal die statistischen Modelle hinter epidemiologischen Annahme verstehen, Posaunen ihr Internet Halbwissen heraus ohne das Ganze überhaupt bewerten zu können. Oder frei nach Descartes, nichts ist so gerecht verteilt wie der Verstand, jeder ist der Meinung er hat genug davon…

Es ist ermüdend entsprechende Kommentare zu kommentieren, weil es immer wieder auf Schachspielen mit Tauben herausläuft. Auf der anderen Seite kann und darf man Facebook/Soziale Medien nicht ignorieren, es ist ein Teil der realen Welt und wenn es am Gegengewicht der Vernunft fehlt, wie Richtigstellungen auf wissenschaftlicher/belegbarer Basis, lassen sich auch sonst vernünftige Menschen von unvernünftigen Argumenten leiten, weil sie angenehmer sind, weil sie suggerieren Alles nicht so schlimm. Das wissenschaftliche Erkenntnisse so vehement bestritten werden, ist interessanterweise nur in Bereichen so, in denen es darum geht, dass Wissenschaft zu persönlichen oder gesellschaftlichen Einschränkungen führen könnte. Gute Beispiele sind hier COVID-19 aber auch der Klimawandel…